Eine Existenz in Lichtenfels
Er heiratet die aus Adelsheim stammende Anna Schorsch und zieht mit ihr 1906 nach Lichtenfels in die damalige Coburger Straße 106. Nebenan besitzt er einen Laden, in dem er Kleidung verkauft. Das Ehepaar integriert sich schnell in das Stadtleben der Korbstadt, so sind sie Mitglieder der „Werdenfelser“, und Sally engagiert sich im Schützenverein.
Sally als junger Mann, © Grünhut Familie |
Sally und Anna in “Werdenfelser”- Tracht (sitzend in der Mitte), © Grünhut Familie |
Sally und Anna haben drei Kinder: Gertrude geb. 12. Februar 1907, Sofie geb. 26. August 1908, und Norbert am 11. Februar 1913.
Im ersten Weltkrieg dient Sally Grünhut im 1. Bayerischen Artillerieregiment, das hauptsächlich im Frankreich-Feldzug in Lothringen operiert. Das Geschäft in den Zwanziger Jahren erlaubt es Sally, seinen Laden 1928 großzügig zu renovieren und umzugestalten.
Wiedereröffnung des renovierten Ladens 1928 (links: Alter Laden). © Grünhut Familie |
Am 4. Mai 1932 stirbt seine Ehefrau Anna im Alter von 52 Jahren an den Folgen von Krebs.
Antisemitische Schikanen
Salli's Nachbarhaus am 01.05.1934 © MBL |
Mit dem Erstarken der Nazis nehmen antisemitische Schikanen massiv zu. Von ihnen bleibt auch Sally nicht verschont, zumal er einen der übelsten Nazi-Schläger als Nachbarn hat. Man schließt ihn von den Schützen aus, er wird nach einer Haussuchung durch SA-Männer 1933 schon für 42 Tage in „Schutzhaft“ genommen. Sein Nachbar hat ihm, so heißt es, ein Gewehr untergeschoben und in Sallys Hof versteckt, das die SA dann auch findet.
Danach verbringt er viel Zeit bei seiner Tochter in München. Zwei seiner Kinder merken früh, was sich in Deutschland anbahnt, und wandern 1936 in die USA aus. Daraufhin hält Sally endgültig nichts mehr in Lichtenfels. Da durch den Boykott jüdischer Geschäfte der Laden auch nicht gut läuft und sein einziger Sohn Norbert ihn begreiflicherweise nicht übernehmen will, verkauft er ihn Ende November 1936. Er zieht am 26. März 1937 endgültig nach München zu Gertrude und ihrem Mann, den einzigen noch lebenden engen Familienmitgliedern in Deutschland.
Doch auch in München bleibt er nicht vor den Repressalien der Nazis verschont. In der Folge der November-Pogrome 1938 wird er erneut in „Schutzhaft“ genommen, diesmal nach Dachau. Ein Lichtenfelser „Mitbürger“ versucht auch noch, ihm die Haftbedingungen dort zu erschweren, um von ihm Geld zu erpressen, das er ihm schuldet.
Flucht aus Deutschland in die USA
Somit beschließt er gemeinsam mit seiner Tochter und ihrem Mann auszuwandern. Dies tun sie am 31. März 1939 und gelangen über einen kurzen Aufenthalt in England nach News York zu den anderen Familienmitgliedern.
© Grünhut Familie
Er verbringt dort ein glückliches Leben und hält stets Kontakt zu seinen Kindern, Enkeln und Urenkeln. Nach dem Krieg kehrt Sally kurz für eine Geschäftsreise verbunden mit einem Besuch seines alten Heimatlandes nach Deutschland zurück. Am 22. April 1968 stirbt Salomon Grünhut im Alter von 86 Jahren.