Thekla Pauson Hess

Verfasser: Paul Dörrzapf, Bastian Girschke

Header Pauson

[Keine Stolperstein-Verlegung in Lichtenfels]

 

Rosa Pauson mit Kindern um 1914

Thekla (rechts) mit ihrer Mutter,

ihre Brüder und ihr Sohn Hans, ca. 1912.

© Pauson Familie

Thekla und Alfred Hess, ca. 1920

Thekla und Alfred Hess, ca. 1920,

https://photos.geni.com/p13/11/da/2c/
e3/53444843156b1038/
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Fabrikanten-Gattin und Kunstsammlerin

Tekla (oder Thekla) Pauson Hess (1884-1968) wuchs in Lichtenfels auf und heiratete den Erfurter Industriellen Alfred Hess (1879-1931), Schuhfabrikant, Förderer des Bauhauses und Kunstsammler. Tekla und Alfred Hess trugen eine der wichtigsten und größten Sammlungen deutscher Expressionisten zusammen.

 

Heckel Zirkusszene 1907

Erich Heckel: Zirkusszene (1907),
Studie zum Titelblatt des Gästebuchs von Alfred und Tekla Hess

https://www.germanexpressionismleicester.org
/leicesters-collection/artists-and-artworks
/erich-heckel/circus-scene/

 

Als Alfred 1931, mitten in der Weltwirtschaftskrise, unerwartet starb, hinterließ er seiner Witwe und seinem Sohn neben einigen Immobilien seine Mehrheitsanteile einer vorübergehend insolventen Schuhfabrik.

Kampf um die Kunstsammlung

Tekla Pauson Hess kümmerte sich um die Kunstsammlung und zog 1933-34 zurück in ihr Elternhaus nach Lichtenfels, wo sie zumindest zeitweise Teile ihrer ca. 4.000 Werke umfassende Sammlung lagerte. Über deren Verbleib gibt es viele Gerüchte und wenig konkrete Nachweise.

 

In den Folgejahren lebte sie in beengten finanziellen Verhältnissen abwechselnd in Berlin, Erfurt, Lichtenfels und oft in Ascona bei ihren Freundinnen Helene Rohlfs und Maria Marc in der Schweiz. Oft war sie auch bei ihrem Sohn Hans, der vor den Nazis bereits 1933 nach Paris und später London geflohen war, wo er sich jeweils mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste. Tekla versuchte die wichtigsten Werke der von den Nazis meist als „entartet“ gebrandmarkten Künstler durch den Transfer in die Schweiz zu retten, was aber nur bis 1937 gelang.

Flucht nach England

In der ersten Jahreshälfte 1938 hielt sie sich wieder überwiegend in Lichtenfels auf. Nach der Pogromnacht 1938 stand der Entschluss zur Emigration fest. Sie konnte im April 1939 zu ihrem Sohn nach London ausreisen, wo sie in großer materieller Armut lebten. Tekla zog mit ihrem Sohn nach Leicester, wo er anfangs als Landarbeiter eingesetzt wurde, bis er als Kunsthistoriker Verbindung mit dem Leicester City Arts and Museum aufbauen konnte.

 

Es gelang Tekla, einige der 4.000 Kunstwerke nach Leicester zu bringen. Sie bilden den Grundstock der berühmten Leicester’s German Expressionist Collection im Leicester City Arts and Museums.

 

Tekla Pauson Hess starb am 22. November 1968 in Lewes, Sussex, England.

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